Synodenbeschlüsse zum Thema Frieden

Wort der Landessynode zum Krieg in der Ukraine (05/2022)

Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen (Mt 5,9)
Am 24. Februar 2022 haben russische Streitkräfte in einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg die Ukraine überfallen. Das Leid der Menschen in der Ukraine erschüttert uns zutiefst. Wir fordern den russischen Staatspräsidenten Putin auf, den Krieg umgehend zu beenden und den Weg der Diplomatie und Verhandlungen zu beschreiten.
Wir sind mit allen Menschen, die in der Ukraine und angrenzenden Ländern von der unfassbaren Gewalt dieses begonnenen Krieges betroffen sind, auch durch partnerschaftliche Kontakte in besonderer Weise verbunden. Ihnen und allen Menschen, die weltweit von Krieg, Waffengewalt und Mangel an Gerechtigkeit bedroht sind und unter den Folgen leiden, gilt unser Mitgefühl. Dass Menschen, Soldaten wie Zivilbevölkerung, für politische und militärische Ziele instrumentalisiert, verletzt und getötet werden, verurteilen wir aufs Schärfste.
Unser ureigenes Anliegen als Kirche sind Gebet und Fürbitte. Wir glauben an die Kraft Gottes. Darum halten wir inne und beten: Für Frieden, für Umkehr und um Gottes Beistand. In unser Fürbittgebet schließen wir die Opfer, Notleidenden, Flüchtenden, Verwundeten, Sterbenden und ihre Angehörigen mit ein. Ebenso bringen wir im Gebet unser Versagen, unsere Verstrickung und Verantwortung, unsere Ängste und unsere Ohnmacht vor Gott. Als Christinnen und Christen beten wir auch für die Täter und bitten Gott für sie um die Kraft zur Einsicht und zur Umkehr.
Wir danken allen, die sich für Flüchtende aus der Ukraine und aus anderen Krisenregionen einsetzen, als Einzelne, in Initativen und Organisationen, in Kirchengemeinden und diakonischen Einrichtungen. Mit Respekt und voller Dankbarkeit nehmen wir diese große Hilfsbereitschaft wahr, die Menschen entgegengebracht wird, die bei uns Zuflucht suchen. Als Kirche werden wir nicht nachlassen, für eine unvoreingenommene Willkommenskultur einzutreten und Menschen auf der Flucht aufzunehmen, zu beraten und zu unterstützen.
Der Krieg in der Ukraine hat weltweit Auswirkungen für die Ärmsten der Armen. Deswegen müssen gerade jetzt Mittel für sie aufgebracht werden. Deshalb appellieren wir an die Bundesregierung, den Haushaltsansatz für humanitäre Hilfe und Entwicklungshilfe den Notwendigkeiten entsprechend anzupassen.
Mit dem Krieg in der Ukraine liegt die europäische Sicherheitsordnung in Trümmern, die Krise der internationalen und regelbasierten Friedensordnung wird offensichtlich. Wir hören den Ruf der Ukraine nach militärischem Beistand und respektieren ausdrücklich das Recht eines Volkes auf Selbstverteidigung. Wir sehen aber auch mit Sorge die Spirale der Gewalt, die mit Waffenlieferungen und Kriegshandlungen verbunden ist. Auf der Suche nach einem Weg zur Beendigung des Krieges und zu einem gerechten Frieden finden wir uns in einem Dilemma wieder. Als Prot. Kirche haben wir diese unterschiedlichen Bewertungen zu benennen und auszuhalten.
Dennoch sind wir in der Nachfolge Jesu davon überzeugt, dass ein gerechter Friede nicht mit Waffengewalt zu erreichen ist. Krieg kann und darf nicht politisches Mittel zum Zweck sein.
Eine globale Friedensordnung braucht mehr als rechtserhaltende Gewalt: sie braucht zivile Konfliktbearbeitung, soziale Gerechtigkeit, Klimagerechtigkeit und eine verbindliche Rechtsordnung, die Menschenrechte sichert, die Zivilgesellschaft stärkt und für alle gleichermaßen gilt.
In diesem Sinne werden wir nicht nachlassen in unseren Kindertagesstätten, in Konfirmandenarbeit und Religionsunterricht, in Gemeinden, Gruppen und Kreisen zu nachhaltiger Friedensbildung und -erziehung beizutragen. Hass und Gewalt dürfen nicht das letzte Wort behalten. Das letzte Wort hat der Frieden.
Christus ist unser Friede. Darum ist unsere Bitte: Richte unsere Schritte auf den Weg des Friedens! (LK 1,79)
[Beschlossen durch die Landessynode der Evang. Kirche der Pfalz am  21. Mai 2022]
Pressemeldung der Landeskirche

 

 

Friedensarbeit (05/2014)

Mit Anerkennung und Dankbarkeit für die geleistete Arbeit hat die Synode den Bericht der Arbeitsstelle Frieden und Umwelt entgegengenommen.
Die Synode bekräftigt, dass die friedensethische Arbeit der Landeskirche eine dauerhafte Querschnittsaufgabe darstellt, die auf die Fachexpertise und Koordinationsfunktion einer dafür beauftragen Stelle angewiesen ist.
Die Verankerung friedensethischer Aspekte in der Vikarsausbildung sowie in der Fort- und Weiterbildung sind Voraussetzung für die gesellschaftliche Dialogfähigkeit zu gewaltfreien Konfliktlösungsstrategien.
Die Synode bittet die Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen, sich immer wieder neu der christlichen Friedensbotschaft zu vergewissern und der zunehmenden Akzeptanz für militärische Interventionen und gewaltsame Konfliktlösungen entgegen zu wirken.
Begründung: 
Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung sind Grundanliegen kirchlichen Handelns. Die Friedensarbeit der Landeskirche steht vor personellen Veränderungen und ihre weitere Ausgestaltung soll gewährleistet werden.
[Einstimmig beschlossen durch die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz am 24.05.2014]

 

 

Botschaft der Friedenskonvokation (05/2011)

Die Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz (Prot. Landeskirche) nimmt die Botschaft der ökumenischen Friedenskonvokation als Ermutigung auf und begreift ihre Aussagen als Verpflichtung für das weltweite Engagement für Frieden und Gewaltüberwindung. Die Synode würdigt das Engagement im Bereich der Evangelischen Kirche der Pfalz (Prot. Landeskirche) in den 10 Jahren der Dekade als erste wichtige Schritte, die über die Dekade hinaus weitergeführt werden müssen. Sie hält es für unabdingbar, die Aussagen der Konvokation für die Evangelische Kirche der Pfalz (Prot. Landeskirche) zu konkretisieren und darüber verstärkt den Dialog mit Politik und Wirtschaft zu suchen. Dazu bedarf es einer auf Dauer angelegten Verankerung und Arbeitsstruktur.
[Beschlossen durch die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz am 27.5.2011]
Die Botschaft der Internationalen Ökumenischen Friedenskonvokation (Kingston, 24. Mai 2011) kann hier heruntergeladen werden.

 

 

Internationale Ökumenische Erklärung zum gerechten Frieden (11/2009)

Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz begrüßt das Vorhaben des Ökumenischen Rates der Kirchen, zum Ende der Dekade zur Überwindung von Gewalt (2001 – 2010) eine Internationale Ökumenische Erklärung zum gerechten Frieden zu erarbeiten. Sie unterstützt den ÖRK-Aufruf, den Entwicklungsprozess dieser Erklärung durch Kommentare und Stellungnahmen mitzugestalten, und beschließt folgendes Votum:
Die geplante Internationale Ökumenische Erklärung zum gerechten Frieden sollte an die vielfältigen Reflexionen und Erfahrungen anknüpfen, die die Dekade zur Überwindung von Gewalt hervorgebracht hat. Zugleich sollte sie deutlich machen, dass auch nach dem Ablauf der Dekade die Überwindung von Gewalt als zentrales Anliegen christlicher Theologie und Lebenspraxis weltweit auf der Tagesordnung von Christinnen und Christen bleiben muss.
Der vorliegende erste Entwurf einer Internationalen Ökumenischen Friedenserklärung bündelt Themen und Einsichten, die auch in der Pfälzischen Landeskirche die Gestaltung der Anti-Gewalt-Dekade geprägt haben: Dazu gehört die Erkenntnis, dass der Friede im Kleinen und der Friede im Großen nicht gegen einander ausgespielt werden dürfen. Innere Friedfertigkeit und der Aufbau gerechter Strukturen bedingen einander. Entsprechend gilt es, die große Bandbreite personaler, struktureller und kultureller Gewaltformen kritisch wahrzunehmen.
Innerhalb dieses Spektrums hat sich die Dekade-Arbeit unserer Landeskirche u.a. mit Fragen der Mediengewalt und mit den pädagogischen Möglichkeiten der Gewaltprävention befasst. Die Menschenverachtung rechtsextremer Gewaltparolen wurde ebenso in den Blick genommen wie lebensfeindliche Globalisierungsmechanismen und die zerstörerischen Folgen von Kriegen, die über Militärstützpunkte unserer Region Nachschub erhalten. Nicht zuletzt galt der Gewalt zwischen den Geschlechtern besondere Aufmerksamkeit.
Deshalb sieht die Landessynode es als bleibende Aufgabe kirchlicher Arbeit, der Gewöhnung an Gewalt entgegenzuwirken. Christliche Bewusstseinsbildung stärkt die Empfindsamkeit für Gewalt und ihre Auswirkungen. Christinnen und Christen widersetzen sich dem verbreiteten Trend, Gewaltfolgen zu verharmlosen, Gewaltschwellen zu senken oder Gewalt als unabänderlich hinzunehmen. Dies gilt auch im Blick auf Eingriffe in die Schöpfung, die dazu führen, dass ein lebensbedrohlicher Klimawandel vorangetrieben wird und dass die Auseinandersetzungen um knapper werdende Ressourcen sich zuspitzen.
Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz hofft, dass der Vorrang der zivilen Konfliktbearbeitung und die Notwendigkeit eines konsequent nachhaltigen Umgangs mit der Schöpfung zu den wesentlichen Aussagen der Internationalen Ökumenischen Friedenserklärung gehören werden.
[Beschlossen durch die Landesynode der Evangelischen Kirche der Pfalz am 14.11.2009]

 

 

 

Entschließung zur EKD-Friedensdenkschrift (05/2008)

1. Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz dankt dem Rat der EKD für die umfassende friedensethische Bestandsaufnahme, die er mit der Denkschrift „Aus Gottes Frieden leben – für gerechten Frieden sorgen“ vorgelegt hat. Die Synode begrüßt das Anliegen, Fragen der friedensethischen Orientierung verstärkt in die kirchliche und gesellschaftliche Reflexion einzubringen. Sie empfiehlt die Beschäftigung mit den Aussagen der Friedensdenkschrift im Rahmen der landeskirchlichen Bildungsarbeit auf gemeindlicher, schulischer und gesamtkirchlicher Ebene.

2. In Übereinstimmung mit den Grundaussagen der neuen EKD-Friedensdenkschrift unterstreicht die Landessynode den Leitgedanken des gerechten Friedens ebenso wie die Notwendigkeit der Gewaltprävention und den Vorrang der zivilen Konfliktbearbeitung. Mit großer Sorge beobachtet sie politische Entwicklungen, die diesen Grundsätzen zuwiderlaufen:

  • Obwohl Rüstungsexporte zur Friedensgefährdung beitragen, nimmt Deutschland auf der Rangliste der Rüstungsexportnationen seit Jahren einen Platz im vorderen Bereich ein1 . Ein hoher Anteil deutscher Rüstungsexporte geht in Entwicklungsländer2. Deutsche Waffenlieferungen finden sich in Spannungsgebieten ebenso wie in Ländern mit unzureichenden Menschenrechtsstandards. Entgegen dem Gebot parlamentarischer Kontrolle und Transparenz sind Debatten über die deutsche Rüstungsexportpraxis im Deutschen Bundestag nicht zu verzeichnen.
  • Nach wie vor besteht ein eklatantes Missverhältnis zwischen dem Budget, das für militärische Einsätze bereitgestellt wird, und den Mitteln, die die Träger ziviler Konfliktbearbeitung erhalten3. Noch kann, wie die Friedensdenkschrift zutreffend feststellt, in Deutschland „nicht davon die Rede sein, dass sich die politische Gesamtausrichtung von der Perspektive der zivilen Konfliktbearbeitung leiten lässt.“
  • Auch auf EU-Ebene ist bisher der Wille nicht erkennbar, neben der rein militärisch ausgerichteten EU-Verteidigungsagentur eine politisch entsprechend hoch angesiedelte Agentur einzurichten, die zivilgesellschaftliche Kompetenzen zur zivilen Konfliktbearbeitung bündelt und ausbaut.

3. Die Landssynode appelliert an die politisch Verantwortlichen, für eine friedenspolitische Kurskorrektur einzutreten, die eine restriktive Rüstungsexportpraxis sicherstellt und im Sinne einer nachhaltigen Friedensgestaltung den Vorrang der zivilen Konfliktbearbeitung konzeptionell, finanziell und personell umsetzt.

Die Mitglieder der Kirchengemeinden werden gebeten, diese Themen im Vorfeld der nächsten Bundestagswahlen zur Sprache zu bringen.
Der Kirchenpräsident wird beauftragt, den Pfälzer Bundestags- und Europa-Abgeordneten die vorliegende Entschließung zu übermitteln.
[Einstimmig beschlossen durch die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz am 31.05.2008]
1 Nach dem Rüstungsexportbericht 2007 der Gemeinsamen Konferenz Kirche und Entwicklung war Deutschland 2006 der größte Rüstungsexporteur in der EU.
2 2006: 23% (laut GKKE-Rüstungsexportbericht 2007)
3 z.B. zahlt Deutschland 530 Millionen Euro jährlich für den Militäreinsatz in Afghanistan, aber nur 100 Millionen Euro für den Wiederaufbau (2007).   9.000 deutschen Soldaten in aller Welt stehen 285 zivile Friedensfachkräfte gegenüber. Die staatlichen Aufwendungen für Maßnahmen und Programme Ziviler Friedensdienste betragen gerade einmal 17 Millionen Euro im Jahr (2007).

 

 

 

Übersicht

Eine Übersicht über Pfälzer Synodenerklärungen zum Thema Frieden für den Zeitraum 1999 – 2009 bietet der Artikel „Worte mit Haltbarkeitsdatum“ unter
https://www.evkirchepfalz.de/landeskirche/positionen/frieden.html.