Wie können kirchliche Gebäude klimafreundlich beheizt werden?

Die meiste Energie für das Bewirtschaften der Gebäude wird für das Heizen verwendet. Daher ist der Umgang mit der Wärmeerzeugung und -verteilung der wichtigste Schlüssel für Klimaschutz in Gebäuden. Mit einer zum Gebäude passenden, umweltfreundlichen Technik und einer sparsamen, der Nutzung angepassten Temperierung lassen sich Heizkosten und Treibhausgase sparen.

Da das Thema sehr komplex ist, verweisen wir für Hintergrundinformationen auf die Broschüre „Klimaneutraler Gebäudebestand für die Ev. Kirche der Pfalz – Maßnahmen und deren Wirkung“, in der Hintergrundwissen fürs Heizen in kirchlichen Gebäuden gegeben wird. Es ist eine Arbeitshilfe, um Planungen hin zu einem treibhausgasneutralen Gebäudebestand handhabbarer zu machen und Ihnen die strategische Planung für den Prozesse "Räume für morgen" zu erleichtern. Die Broschüre bietet eine gemeinsame Grundlage, eine Basis für Berechnungen und technische Lösungen. Die Broschüre zeigt, wie im Bereich Heizungen, Gebäudehülle und Nutzungen das Ziel der Treibhausgasneutralität im Gebäudebestand erreicht werden kann. Die Lösungen werden mit ihrer Wirkung auf die CO2-Bilanz, die Kosten und ihre sinnvollen Einsatzgebiete bewertet.

Mit der Broschüre "Energiespartipps" möchten wir Ihnen eine Hilfe an die Hand geben, in kirchlichen Gebäuden Energie einzusparen. Bei der Zusammenstellung geht es um kurzfristigen Maßnahmen für die nächsten Monate, nicht um langfristige Investitionen. Die Broschüre bezieht die Vorschriften der Energieeinsparverordnungen des Bundesgesetzgebers mit ein, die ab 1. September 2022 auch für Kirchengemeinden gelten.

Keine Broschüre kann eine individuelle Beratung ersetzen. Daher kann Lars Hein aus der Bauabteilung, zuständig für Gebäudetechnik, Kirchengemeinden in Heizungsfragen unterstützen. Seine E-Mail-Adresse ist: lars.hein@evkirchepfalz.de

Bei der Neuinstallation von Heizungsanlagen werden von den ausführenden Handwerksbetrieben und den Fachplanern immer wieder Arbeiten nicht korrekt und im Sinne des Bauherren ausgeführt. Um bei der Abnahme die Leistungen zu kontrollieren, können Sie dieses Merkblatt zu Hilfe nehmen.

 

Neues Faktenblatt zu beheizbaren Stuhl- und Bankauflagen

Die Klimaschutzziele der Landeskirche haben auch für die Beheizung von Kirchen Konsequenzen. Einer der Ansatzpunkte ist, die Temperatur des Innenraums zu reduzieren und den Besucher*innen mit körpernahen Heizsystemen den Aufenthalt angenehmer zu gestalten. Eine Variante dieser Temperierungssysteme sind beheizte Sitzkissen und Sitzbankauflagen. In diesem Faktenblatt ist kurz und knapp zusammengestellt, was zu beachten ist und welche Kosten zu erwarten sind. In der Marktübersicht sind die zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Faktenblatts bekannten und verfügbaren Modelle von 14 Herstellern mit ihren Eigenschaften benannt.
Das Faktenblatt hat die Arbeitsstelle Frieden und Umwelt in Kooperation mit dem Netzwerk Energie und Kirche herausgegeben.

 

Heizungsrichtlinie der Landeskirche

Der Landeskirchenrat hat im März 2022 die „Richtlinie für klimafreundliches Heizen in der Ev. Kirche der Pfalz“ beschlossen. Die Richtlinie gibt vor, dass bei der Neuinstallation von Heizung keine rein fossil betriebenen Heizkessel mehr eingebaut werden dürfen, sondern es muss ein hoher Anteil von regenerativer Wärmeerzeugung integriert werden. Die Heizungsoptimierung ist Pflicht. In der Richtlinie finden sich desweiteren Hinweise für die Temperierung von Kirchen. Diese Richtlinie ist ein wichtiger Baustein der Landeskirche, um die Treibhausgasneutralität zu erreichen, denn jeder Gas- oder Ölkessel, der jetzt noch eingebaut wird, läuft voraussichtlich bis 2044 und verhindert die Treibhausgasneutralität bis 2035.

 

Heizungsoptimierung

Viele Heizungen in kirchlichen Gebäuden sind nicht optimal eingestellt: Der Brennstoffverbrauch und damit auch die Kosten sind dadurch häufig um 5 – 20% höher als notwendig. Mit diesen einfachen, kostenlosen Maßnahmen braucht die Heizung weniger Brennstoff:

  • Umwälzpumpen der Heizung auf niedrigste Leistungsstufe (Stufe I) stellen (bis ca. – 2° C reicht es aus!)

  • Zeiteinstellungen auf den Bedarf anpassen. Nachtabsenkung so früh wie möglich einstellen

  • Räume nur dann hochheizen, wenn sie gebraucht werden, eine Absenktemperatur von 15 - 16°C ist i.d.R. ausreichend

  • Veranstaltungen hintereinander in einen Raum legen

  • Raumtemperatur nicht mehr als 20 Grad (je ein Grad weniger spart 6% Heizenergie!)

  • Stoßlüftung, Fenster nicht auf Kippstellung lassen

  • Türen während der Heizperiode schließen

  • Fenster und Türen abdichten, und sei es eine Wolldecke vor der Türschwelle

  • Gottesdienst im Winter evtl. in das Gemeindehaus verlegen

Diese Maßnahmen übernimmt meistens ein Fachunternehmen:

  • Heizungsrohre dämmen

  • Heizung regelmäßig warten lassen, siehe Checkliste unten

  • Heizkurven dem Bedarf anpassen

  • Hydraulischen Abgleich durchführen lassen

Checkliste für die Heizungsfirma bei der jährlichen Wartung der Heizungsanlage
Heizungsanlagen sollten jährlich gewartet werden, um Funktion, Sicherheit und Effizienz sicherzustellen. Eine gewissenhafte Wartung führt auch zu einem geringeren Energieverbrauch. Dieses Potenzial können Sie ausschöpfen, wenn Sie mit Ihrem Heizungsbauer diese Checkliste durchgehen.

 

Temperierung von Kirchen

Auszug aus der landeskirchlichen Heizungsrichtlinie:

Die angepasste Heizstrategie hängt vom Heizsystem sowie von der zukünftigen Nutzungsintensität und der baukulturellen Wertigkeit ab. Die Behaglichkeit, der Bautenschutz, der Erhalt von Kunstgegenständen und Orgel sowie der Energieverbrauch der jeweiligen Kirche sind als Einzelfall zu betrachten und dementsprechend abzuwägen.

Folgende Vorgaben sind zu beachten:

  1. Für den Erhalt von Kunstgegenständen, der Bausubstanz und der Orgel ist nicht die Temperatur maßgeblich, sondern die relative Feuchtigkeit. Es ist eine möglichst konstante relative Feuchte zwischen 45 bis 65 Prozent anzustreben. Die Änderungen der relativen Feuchte sollten 30 Prozent im Jahr und 10 Prozent während eines Tages nicht überschreiten. Dies kann nur eingehalten werden, wenn die Differenz zwischen Grund- und Nutzungstemperatur 5 Grad Celsius nicht überschreiten. Daher ist bei Kirchen mit einer hohen baukulturellen Wertigkeit die Regelung der Heizung und/oder einer Lüftung über Feuchtefühler oft zweckmäßig.
  2.  Elektroheizungen in Kirchen sind nicht zur Grundtemperierung ausgelegt. Sie sollen nur während der Nutzungszeiten geschaltet werden. Dies ist insbesondere bei elektrischen Unterbankstrahlern oder Infrarotheizungen der Fall. Auf den Feuchtehaushalt ist laufend zu achten.
  3. Bei einer zentralen Heizungsanlage wird während der benutzungsfreien Zeit eine Grundtemperierung von 8 Grad Celsius angestrebt. Bei einer Grundtemperatur unter 8 Grad Celsius ist es wichtig, auf die relative Feuchte im Jahresverlauf zu achten, so dass keine Feuchteschäden entstehen. In kritischen Zeiten, wie im Frühjahr und Herbst sowie bei intensiver Nutzung sollte die Temperierung dem Feuchtehaushalt angepasst werden.
  4. Mit zentralen Heizungsanlagen soll die Nutzungstemperatur von 12 Grad Celsius bei Gottesdiensten grundsätzlich aus bauphysikalischen Gründen nicht überschritten werden. In Ausnahmefällen können im Einzelfall die 12 Grad Celsius auch überschritten werden. Bei größerem Wärmebedarf (Kanzelboden, OrgelspielerIn) empfehlen sich zuschaltbare Heizfolien/-teppiche oder Wärmeparavents.
  5. Eine Zeit-, Temperatur- und Feuchte-abhängige Regelung trägt sowohl zum Bautenschutz als auch zum Energiesparen erheblich bei, so dass eine solche Installation empfohlen wird.
  6. In Kirchen, besonders in solchen mit einer hohen baukulturellen Wertigkeit (Wandmalereien, Orgel, etc.) soll sich die Temperatur möglichst langsam ändern, nicht mehr als maximal 0,5 bis 1,5 Grad Celsius.
  7. Die Zuluft-Temperatur bei Warmluftheizungen soll 45 Grad Celsius nicht überschreiten.
  8. Als Alternative zu Warmluftheizungen sollten bevorzugt Systeme eingebaut werden, die auf Strahlungswärme basieren und die Wärme auf die Personen konzentrieren.
  9. Die Aufenthaltsqualität bei niedrigeren Temperaturen kann durch Angebote wie Sitzkissen, Wolldecken und warme Kleidung gesteigert werden.
  10. Die sogenannte Winterkirche, das Nutzen des Gemeindesaals oder eines anderen geeigneten Raums während der Wintermonate ist oft eine gute Lösung, um Energiekosten zu sparen und Bauschäden zu vermeiden. In der dann ungenutzten Kirche ist eine regelmäßige Kontrolle der Luftfeuchtigkeit geboten.
  11. Die in den Ziffern 1 bis 7 genannten Werte stellen Richtwerte dar. Werden in Ausnahmefällen diese Werte in einem Kirchengebäude nicht erreicht, ohne dass das Bauwerk oder dessen Einrichtung Schaden nimmt, kann von den Werten abgewichen werden.

Hier bekommen Sie weitere Informationen:
Beheizung von Kirchen - Vortrag Dipl.-Ing. Bernd Ehrhardt, Bauabteilung der Prot. Landeskirche, Februar 2015
Tauwasserproblematik - Informationen von Dipl.-Ing. Bernd Ehrhardt, Bauabteilung der Prot. Landeskirche

 

Temperierung von feuchten Kirchen

Studie zur Prot. Kirche Breitfurt
Der Energiebeauftragte Dr.-Ing. Klaus Reifarth stellt in dieser Studie vor, wie die Feuchtigkeit in der Prot. Kirche Breitfurt mit wenig Energieverbrauch reduziert werden kann. Die Herausforderung in Breitfurt: Eine hohe Luftfeuchtigkeit hat zu Schimmel im Gebäude und zu Korrosions-Schäden an Drahtzügen in der Orgel geführt. Die Kirche ist nicht beheizt, außer bei Gottesdiensten und Konzerten. Lüften durch Klappfenster hat über Jahre nicht die Feuchte gesenkt.
Klaus Reifarth hat ein Messprogramm entwickelt und Lösungen berechnet, um die Ursache zu ermitteln und um Abhilfe zu schaffen. Über ein Jahr von Februar 2022 bis März 2023 hat er Feuchte und Temperatur der Luft und von Bauteilen stundengenau gemessen und ausgewertet.
Seine Lösungsvorschläge sind für viele feuchte Kirchen sehr interessant und auf andere Kirchen mit ähnlicher Situation übertragbar.
Diese Lösungen wurden mit einer Simulationsrechnung untersucht:
1. Automatische Lüftung mit Abluftventilator und gesteuerten Klappfenstern bei einer ständigen, geringen Beheizung der Kirche nur um 1 Grad über der Außentemperatur
2. Ständige Beheizung auf eine stabile Grundtemperatur mit weiterhin manueller Lüftung
3. Automatische Lüftung mit Abluftanlage, jedoch ohne zusätzliche Beheizung

Die dritte Lösung, die automatische Lüftung mit einer Abluftanlage ohne zusätzliche Beheizung, erfüllt die Senkung der Raumluft-Feuchte ohne Einschränkung. Der Feuchte-Austrag ist während aller kalten Monate sichergestellt, so dass sich eine relative Feuchte deutlich unter dem Bereich der Schimmelbildung einstellt und erhalten bleibt.
Die automatische Lüftung mit einer Abluftanlage hat zudem den geringsten Energie-Bedarf. Der Wärmebedarf wird nicht verändert und der Verbrauch an elektrischen Energie ist aufgrund geringer stundenweiser Laufzeit des Ventilators sehr gering. Daher ist eine Abluftanlage auch aus Gründen des Klimaschutzes die bessere Lösung.
Konkret führt die Analyse zu diesen Empfehlungen für die Kirche Breitfurt. Sie lassen sich – je nach örtlicher Situation – auf andere, baulich feuchte Kirchen übertragen:
-       Ab April bis September/Oktober verringert Lüften die Feuchtigkeit in der Kirche effizient. Es kann manuell und dauerhaft gelüftet werden.
-       Auch in den kalten Monaten kann eine kontrollierte, automatische Lüftung einen signifikanten Beitrag zum Feuchte-Austrag leisten. Jedoch sollte ab spätestens Oktober kontrolliert nach Feuchte und Temperatur des Innenraums und der Außenluft gelüftet werden, da bei im Winter häufigen, feucht-kalten Wetterbedingungen durch unkontrolliertes Lüften mehr Feuchtigkeit in der Innenraum getragen werden würde.
-       Bei „unbeheizten" Kirchen, die von der Konstruktion her feucht sind, ist nicht davon auszugehen, dass eine nach Feuchte und Temperatur geregelte automatische Lüftung mit freier Konvektion durch gesteuerte Fenster ausreichend Feuchtigkeit im Winterhalbjahr ausbringt. Erforderlich ist eine entsprechend gesteuerte Abluftanlage, die den Volumenstrom durch die Fenster kräftig erhöht.
-       Die Raumtemperatur mit dem Ziel des Feuchteaustrags könnte dauernd geringfügig erhöht werden. Damit würde die Raumtemperatur wie in der unbeheizten Kirche weiter der Außentemperatur folgen, aber durch eine geringe konstante Heizleistung ein etwas erhöhtes Niveau einnehmen. Wenn die Raumtemperatur nicht an einer konstanten Grundtemperatur ausgerichtet wird, verringert dies den Wärmebedarf erheblich.
-       Die optimale Lösung des Feuchte-Problems in der nur zu Nutzungszeiten beheizten Kirche Breitfurt ist eine automatisch gesteuerte Abluftanlage.
-       Eine Umstellung von nutzungsorientiertem Heizen auf Einhalten einer Grundtemperatur ist die ökonomisch schlechteste Lösung. Umgekehrt ist die Umstellung von Einhalten einer Grundtemperatur auf nutzungsorientiertes Heizen und Einbau einer Abluftanlage die günstigere Lösung.

Wir haben großen Respekt über diese Studie, die Herr Dr.-Ing. Klaus Reifarth ehrenamtlich als Energiebeauftragter erstellt hat. Sie wird sicher über die Grenzen der Landeskirche hinaus Beachtung finden. Herzlichen Dank für die Untersuchung über ein ganzes Jahr hinweg, die Erarbeitung der Lösungen und die Aufarbeitung der Ergebnisse, die sie für viele erreichbar machen.
Download der Studie

 

Wie lüftet man eine Kirche richtig?

Die warmen Frühlingstage sind nach dem langen Winter immer heiß ersehnt. Wenn die Sonne endlich wieder für angenehme Außentemperaturen sorgt, sind viele Gebäude aber immer noch recht kalt. Doch nun gleich alle Türen und Fenster aufzumachen, um schnell die Frühlingswärme hineinzulassen und die muffige Winterluft zu vertreiben - das ist nicht die richtige Methode. Das schadet meistens mehr, als dass es nützt.
Dieser Film erklärt es Ihnen - Einfach reinschauen
Mit freundlicher Genehmigung des Bistums Hildesheim